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Gastfreundschaft: eine christliche Tugend

Auf dem Petersplatz Vatikan ist dargestellt eine vom kanadischen Künstler, Timothy Schmalz, gemachte Skulptur, welche Papst Franziskus am Welttag der Migranten und Flüchtlinge im September 2019 enthüllte. Als einen Titel trägt dieses lebensgrosse Kunstwerk aus Bronze und Ton «Angels Unawares», auf Deutsch übersetzt: Engel, ohne es zu ahnen. Genau dargestellt ist eine Menschenmenge aus verschiedenen Kulturen, Zeiten, Religionen, Ländern, Altern und Lebensumständen am Floss. Damit möchte Papst Franziskus uns in Erinnerung rufen, wie wichtig und aktuell die christliche Tugend der Gastfreundschaft ist.

Beim Nachdenken über dieses Kunstwerk sind mir noch andere Gedanken in den Sinn gekommen. Das Kunstwerk lässt sich in verschieden Weisen verstehen. Vielleicht handelt es sich dabei nicht nur um Migranten und Flüchtlinge, die aus verschieden Ländern auf die Suche nach einer besseren Zukunft sind; also weit weg von ihrer bedrohten Heimat. Vielleicht handelt es sich auch nicht nur um die Obdachlosen und Arme auf unseren Strassen, die ab und zu an unsere Türen anklopfen, um etwas zum Leben zu beten. Diese sind inbegriffen. Denn der Hebräerbrief, der das Kunstwerk inspirierte, bezog sich besonders auf die Gastfreundschaft von Abraham gegenüber drei Fremden. «Vergesst die Gastfreundschaft nicht; denn durch sie haben einige, ohne es zu ahnen, Engel beherbergt» (Heb.13:2; cf. Gen. 18:1-15).

Noch mehr könnte unter dem Begriff, «Gastfreundschaft» verstanden werden und zwar ein Aufruf an alle Menschen ihre Herzen für die anderen zu öffnen, mitzufühlen und zu teilen. Jede Gastfreundschaft ist zuerst eine Beschäftigung des Herzens. Wenn es so verstanden ist, dann betrifft es uns alle. Das Kunstwerk erinnert mich auch an die Bezeichnung der Kirche vom zweiten Vatikanischen Konzil als «das pilgernde Volk Gottes», als Menschen in Bewegung ohne dauerhaftes Zuhause auf der Erde.

Dr. Ignatius Okoli