Der Advent ist die Zeit der Vorbereitung auf Weihnachten, auf das Geburtsfest Jesu. Der Advent ist die Zeit des Wartens. Der Advent ist die Zeit der Wachsamkeit. Wir sollen wach werden gegenüber uns selbst. Und wach werden gegenüber den Wirklichkeiten unserer Welt, in der wir mit anderen Menschen und der bunten Schöpfung leben und die wir miteinander teilen.
Die Corona-Krise ist seit 2 Jahren formell zu Ende. Kriege toben in der Ukraine, in Israel/Palästina und anderswo weiter, mit verheerenden Folgen. Ebenso Umweltkatastrophen überall, mit bisher kaum gekannten Auswirkungen. Politisch verlagert sich in vielen Ländern eine Tendenz zum Extremismus, Populismus und Nationalismus. In der Kirche hält der Reformstau an. Sind wir auf dem richtigen Weg? Als Einzelne? Als Gemeinschaft? Als Kirche? Als Gesellschaft? Wir fragen nach dem Weg. Viele sind unsicher geworden. Viele haben Angst. Sie wissen nicht wohin. Keinen festen Weg unter den Füssen haben: Die Knie wanken, man hastet hin und her, die Aufmerksamkeit geht verloren. Und das Gefühl für den anderen und für die Schöpfung?
Wir fragen nach dem Weg. Menschen fragen uns nach dem Weg. Was antworten wir ihnen? Was antworten wir denen, die sich in Sackgassen ihres Lebens verrannt haben? Gib es auf!? Es hat keinen Sinn!?
Leben ist wie das Gehen auf einem Weg, jeden Tag neu. Manchmal bleiben wir stehen, blicken um uns oder zurück und schauen wieder nach vorn. Sind wir auf dem richtigen Weg? Wohin sollen wir gehen? Wir sind Suchende eines Weges, der weiterführt als vor die eigene Tür und die des anderen. Ein Weg, der über uns selbst hinausführt. Die unendliche Sehnsucht des Menschen kann uns auf ungeahnte Wege bringen. Der Advent ist die Zeit der Wachsamkeit, auf Weihnachten zu. An Weihnachten möchte Gott unter uns Mensch werden. Um dieses Ereignis wahrnehmen zu können, braucht es unsere Aufmerksamkeit. Darum sprechen die biblischen Texte zum 1. Advent von Wachsamkeit. Öffnen wir uns wachsam dem, was jetzt wichtig ist. Lassen wir uns nicht von der Geschäftigkeit ablenken und lassen wir uns von den Kerzen des Adventskranzes auf unserem Weg leiten.
Guido Ducret, Pfarreiseelsorger