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«Verlässlichkeit und Wahrhaftigkeit lösen sich bei den Menschen auf. Alle lügen sie einander an» (Psalm 12)

Die Hoffnung auf «den neuen Himmel und die neue Erde» gehört zur Mitte der biblischen Botschaft. Doch will diese Botschaft weder vertrösten noch beruhigen durch die Verheissung eines ausgleichenden «Jenseits». Und schon gar nicht will sie aufrufen, alles beim Alten zu belassen, weil man letztlich doch nichts machen könne. Im Gegenteil: Diese Hoffnung ruft dazu auf, sich selbst, als Volk Gottes und als einzelne Christin, als einzelner Christ, von der biblischen Botschaft «des neuen Himmels und der neuen Erde» schon jetzt bestimmen zu lassen – auf dass die Verheissungen sich erfüllen mögen.

Aus dieser Überzeugung, aus diesem Glauben sind aus der Befreiungstheologie und der ökumenischen Versammlung «Gerechtigkeit-Frieden-Bewahrung der Schöpfung» Optionen für die Jugend, die Armen, die vergiftete Schöpfung. entstanden. Optionen, die heute leider erweitert gesehen müssen: Option für um ihre Wahlstimme Betrogenen, für Entrechtete, Wehrlose, für von Bildung und Gesundheit Ausgeschlossene, für Menschen, die zu LGBTQ gehören.

Für Demokratie-Diktatoren und Alleinherrscher-Oligarchen im Westen, wie im Osten und auf der südlichen Hemisphäre trifft leider je länger, je mehr zu, was wir in den Psalmen 11, 12, 14 schon lesen können: «Die Treuen sind verschwunden unter den Menschenkindern. Der Tor spricht in seinem Herzen: »Es ist kein Gott!« Sie haben Verderben angerichtet; da ist keiner, der Gutes tut. Wenn die Grundfesten eingerissen werden, was kann ein Gerechter noch tun?»

Einfache Leute verfallen in Lethargie und Ohnmacht! Und grosse, international tätige Firmen kuschen. Im Evangelium vom Palmsonntag «rufen ihm einige Pharisäer aus der Menge zu: Meister, weise deine Jünger zurecht!»
Doch da geraten sie an den falschen: «Ich sage euch: Wenn sie schweigen, werden die Steine schreien!»

Je mehr die Gewaltherrscher lügen, je mehr fühle ich mich zu den Jüngerinnen und Jüngern beim Einzug in Jerusalem verbunden. Das bin ich dem «Friedenskönig», der auf einem Esel reitet, schuldig!

Hans-Peter Stierli, Diakon