Der Herbst hat seine ganz eigene Sprache. Wenn die Bäume ihre Blätter loslassen, wenn die Tage kürzer werden und die Dunkelheit früher kommt, dann spüren viele von uns, wie auch die eigenen Erinnerungen näher rücken. In dieser Zeit denken wir besonders an jene Menschen, die nicht mehr bei uns sind. An ihre Stimmen. Ihre Wärme. An die Momente, die unser Herz geprägt haben.
Trauer ist ein stiller Begleiter. Manchmal meldet sie sich laut und unvermittelt, manchmal leise und ganz sanft. Sie ist kein Zeichen von Schwäche – sie ist ein Zeichen von Liebe. Denn wir trauern nur um das, was uns wirklich etwas bedeutet hat. Und so wird die Erinnerung zu einer Brücke: zwischen dem, was war, und dem, was bleibt.
Ich glaube fest daran: Wer einen geliebten Menschen verliert, verliert nicht die Verbindung. Sie verändert sich. Sie wird unsichtbar – aber sie ist da. In einem Geruch, der plötzlich vertraut ist. In einem Lied, das wie eine Umarmung klingt. In einem Sonnenstrahl, der genau in dem Moment unser Gesicht berührt, in dem wir an diesen Menschen denken. Wir tragen die Menschen, die wir lieben, in uns weiter. Ihr Platz in unserem Herzen bleibt.
Wenn wir uns gemeinsam erinnern, wenn wir Kerzen anzünden, Geschichten teilen oder einfach still nebeneinandersitzen, dann entsteht etwas Kraftvolles: Gemeinschaft im Gedenken. Niemand muss Trauer alleine tragen. In unseren Kirchen, auf den Friedhöfen, aber auch an Küchentischen und in alltäglichen Momenten darf diese Verbundenheit spürbar sein.
Gleichzeitig dürfen wir Hoffnung haben. Hoffnung, dass das Leben weitergeht, auch wenn es anders ist. Hoffnung, dass Liebe stärker ist als der Tod. Hoffnung, dass wir uns eines Tages wiedersehen – in einer anderen Form, an einem anderen Ort, in einem Licht, das grösser ist, als wir es begreifen können.
In dieser Zeit des Erinnerns wünsche ich uns allen Mut, der Trauer Raum zu geben – und Vertrauen, dass aus diesem Raum auch wieder Licht entstehen darf. Wir dürfen traurig sein. Wir dürfen vermissen. Wir dürfen hoffen.
Lasst uns das Erinnern als Geschenk begreifen. Ein Zeichen dafür, dass wir geliebt haben und geliebt wurden. Und dass diese Liebe bleibt.
Für alle, die sich in ihrer Trauer nicht allein fühlen möchten, gibt es das Trauercafé:
Jeden 1. Sonntag im Monat von 15 bis 17 Uhr im Emanuel Isler Haus in Wohlen – ein Ort des Austauschs, der Gemeinschaft und des liebevollen Erinnerns.