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Königsein im Sinne Jesu möchte gelernt und gelebt sein: Es fordert heraus

Die Novembertage haben wettermäßig an und für sich Endzeitstimmung. Die Liturgie kündigt das Ende des Kirchenjahrs bzw. der Zeit mit dem Maranatha an, um den König aller Zeiten rein zu bitten. Königwerden und -sein sind Machtfragen. Wer nicht in der Lage ist, mit Macht umzugehen, sollte kein König werden.

Das 1x1 hier ist im (richtigen) Umgang mit Macht. Sie befähigt und gestaltet. So steht es in einigen Evangelien dieses Christkönigsonntags. Im Johannesevangelium (18,33-38) erklärt Jesus, dass er König ist, um u.a. die Wahrheit zu bezeugen; im Lukasevangelium (23,35-43) wird er von den Soldaten und anderen mokiert ob seines naiven Verständnisses des Königseins. Im Gespräch von Pilatus und Jesus im Johannesevangelium werden unterschiedliche Einsichten zum Königsein zu Tage gefördert. Das Gespräch passt zur Gattung des Symposions, in dem mehrere Philosophen sich in einer Mahlfeier treffen, um ein wichtiges philosophisches Thema zu erörtern. Darin fließt reichlich Wein, denn in vino veritas. Der Kontext hier ist allerdings ein gänzlich anderer. Kein Wein floss, sondern Blut. Jesus leidet. Ihre Positionen sind unterschiedlich. Bei Lukas liest man von Hohn und Spott. Jesus ist versucht worden, sich zu retten, wie er andere gerettet hatte. Hier fällt der Titel „König“, an Jesus adressiert mit dem grausamen Zynismus der Dornenkrone. Einer der Mitgekreuzigten hatte sogar Freude an dieser Tirade von Hass und Sadismus. Der andere Schächer rettete sich in der Hoffnung auf Jesus: Herr denke an mich, wenn du in dein Reich kommst. Jesus ist der leidende König, der in eigener Sache auf den Gebrauch von brachialer Macht verzichtete. Dafür galt diesem Schächer die erste Heiligsprechung der christlichen Geschichte: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.

Jesus ist nicht nur ein König der Wahrheit; er ist auch ein König der Barmherzigkeit, der Milde, des Friedens. Das 1600-Jahr-Jubiläum des Konzils von Nicäa (325) im Jahr 1925 ist die Geburt dieses Hochfests. Die Umstände waren religiös und politisch. Die Welt litt noch an den abgründigen Katastrophen des 1. Weltkriegs. Für ewig gehaltene Monarchien verloren an Macht und Bedeutung. Jesu Herrschaft, betonte Papst Pius XI, hat kein Ende und überlebt alle Diktaturen. Die Ohnmacht des Kreuzes ist die ewige Macht der Liebe und des Heils. In der Nazizeit gewann die politische Bedeutung an Brisanz: das Königtum Jesu war ein Kontra zum grausamen Führerkult der Nazis.

Diese Initiative ist zwar nicht kleinzureden, hat aber einen biblischen Vorläufer: es war der römische Hauptmann, ein Heide, der am Kreuz den Sohn Gottes entdeckte (Mk 15,39), und nicht in dem Palast des Kaisers. Jesu Königtum setzt anderen Maßstab und hat andere Ziele. Es befreit. Die Botschaft des Christkönigs ist klar: Entstehen und Vergehen sind die Beschaffenheit der politisch-ideologischen Reiche. Christus etablierte ein anderes ewiges Reich, besiegelt mit seinem Blut am Kreuz.

Alle Feiern im Kirchenjahr führen zum Höhepunkt des Bekenntnisses Jesu als König. Weil wir Christen sind, sollten wir auch an diesem Reich mitbauen und das verkörpern, was dieses Königreich ausmacht.

Innocent Ezeani, Kaplan